Zahnstein beim Hund entfernen

Eine Behinderung oder Handicap kann jeden treffen
Geschrieben von
Barbara
am
August 6, 2024
Senior Writer & Hunde-Expertin

Was versteht man unter Zahnstein?

Unter dem Begriff „Zahnstein“ versteht man feste Ablagerungen auf den ZĂ€hnen Ihres Hundes. Diesen rauen und verfestigten Ablagerungen geht stets die Bildung weicher ZahnbelĂ€ge, auch Plaque genannt, voraus. Grund dafĂŒr sind Ansammlungen von Futter- und Speichelresten auf rauer ZahnoberflĂ€che oder in engen ZahnzwischenrĂ€umen. Sitzen diese kleinen Partikel dort einmal fest, wachsen die Ablagerungen stetig an. Es entsteht eine regelrecht steinartige, feste Mauer. Auf dieser Schicht lagern sich Bakterien ab und beschleunigen den weiteren Prozess der Bildung von Zahnstein. Am hĂ€ufigsten finden sich solche Ablagerungen an den Reiß-, Eck- und BackenzĂ€hnen der Hunde.

Wie entsteht Zahnstein?

Hauptursache fĂŒr die Entstehung von Zahnstein sind Bakterien­. Eine Mischung aus Nahrungsresten und Speichel, die sogenannte Plaque, bleibt an den ZĂ€hnen haften. Auf dieser OberflĂ€che siedeln sich die Bakterien an. Diese BelĂ€ge sollten Sie oder Ihr Tierarzt entfernen, um die Ausbildung eines festen, steinartigen Zahnsteins zu verhindern. Der dafĂŒr verantwortliche Selbstreinigungsmechanismus in der Maulhöhle eines jeden Hundes erfolgt vor allem durch den Abrieb beim Kauen. Durch das Abschlecken der ZĂ€hne mit ihrer Zunge und durch einen regen Speichelfluss können Hunde die meisten Futterreste und Ablagerungen auf und zwischen den ZĂ€hnen selbst entfernen.

Durch Zahnfehlstellungen – schrĂ€g oder zu dicht stehende, aber auch ĂŒberzĂ€hlige ZĂ€hne – wird dieser Prozess jedoch gehemmt. HĂ€ufig lassen sich solche Zahnfehlstellungen bei Hunden mit einer kurzen Schnauze vorfinden. Die dadurch vorhandenen ZahnlĂŒcken bzw. ZahnzwischenrĂ€umen sind eine hervorragende Grundlage zur Bildung von Plaque. Besonders oft trifft es dabei Reiß- und BackenzĂ€hne sowie den Hals der EckzĂ€hne.

Eine nicht artgerechte ErnĂ€hrung ist ebenso schĂ€dlich fĂŒr die Gesundheit Ihres Lieblings und mit fĂŒr das Entstehen von Zahnstein verantwortlich. Bekommt Ihr Hund ausschließlich Nassfutter kommt es nicht zu ausreichend Abrieb beim Kauen. Eine zu zuckerhaltige ErnĂ€hrung begĂŒnstigt die Vermehrung von Bakterien in der Maulhöhle.

Zwar gibt es auch „gute“ Bakterien und Organismen in der Maulhöhle, die einen natĂŒrlichen Schutz gegen schĂ€dliche Keime bieten. Zu viele Bakterien hingegen bringen die Zusammensetzung der Organismen in der Maulhöhle aus dem Gleichgewicht und fördern die Bildung von Zahnstein.

Wie erkenne ich Zahnstein?

Die ersten Anzeichen fĂŒr drohenden Zahnsteinbefall beim Hund sind die bereits angesprochenen weichen Ablagerungen und BelĂ€ge. Sie sind gut an Ihrer gelblichen FĂ€rbung zu erkennen. Wird dagegen nichts unternommen, bilden sie sich zu ausgehĂ€rtetem Zahnstein aus. Dieser zeichnet sich durch eine graubraune FĂ€rbung aus und ist in der Regel stark ĂŒbelriechend, was zu einem verĂ€nderten Maulgeruch bei Ihrem Vierbeiner fĂŒhrt. Grund dafĂŒr sind die geruchsstarken Stoffwechselendprodukte der Bakterien, die sich von Nahrungsresten ernĂ€hren und in und auf dem Zahnstein leben.

Durch die Reizung des Zahnfleisches kommt es bei Zahnsteinbefall auch hĂ€ufig zu ZahnfleischentzĂŒndungen. Die entzĂŒndeten Stellen sind an ihren rötlichen, eventuell auch blutigen VerfĂ€rbungen leicht zu erkennen. SpĂ€testens bei solchen Symptomen sollten Sie umgehend einen Tierarzt aufsuchen, um den entstandenen Zahnstein entfernen zu lassen.

Die beschriebenen Symptome sind fĂŒr ihr Tier Ă€ußerst unangenehm. Unter UmstĂ€nden fĂŒhren solche Schmerzen auch zu verĂ€ndertem Fressverhalten. Oft sind Hunde beispielsweise ungewohnt appetitlos oder kauen nur noch sehr einseitig. Bei solchen oder Ă€hnlichen Anzeichen sollten Sie das Gebiss Ihres Vierbeiners unbedingt checken oder von einem Tierarzt untersuchen lassen.

Die folgenden Symptome und Begleiterscheinungen lassen sich zusammengefasst als Indizien fĂŒr Zahnstein beim Hund festhalten:

  • Gelbliche, weiche Ablagerungen auf den ZĂ€hnen
  • Graubraune, ausgehĂ€rtete Ablagerungen
  • VerĂ€nderter bzw. ĂŒbelriechender Maulgeruch
  • Gereiztes, rötliches oder sogar blutiges Zahnfleisch
  • Ungewohntes Fressverhalten

Die Gefahr von Zahnstein und seine Folgen

Wie auch beim Menschen ist Zahnsteinbefall an sich nicht sonderlich schlimm. Im Gegensatz zum Menschen ist es bei Hunden allerdings etwas aufwendiger, den Zahnstein entfernen zu lassen. Die grĂ¶ĂŸere Gefahr bei einem Zahnsteinleiden beim Hund ist jedoch nicht der Zahnstein selbst, sondern verschiedene Folgeerscheinungen und -krankheiten. So sind leichte VerfĂ€rbungen an den ZĂ€hnen und die bekannten BelĂ€ge (Plaque) nur der Anfang. Eine ZahnfleischentzĂŒndung beispielsweise wird durch Zahnstein stark begĂŒnstigt und ist deutlich folgenreicher fĂŒr Ihr Tier.

Mit dem Zahnstein kommt hĂ€ufig die ZahnfleischentzĂŒndung

Die Plaque auf den ZĂ€hnen bildet einen NĂ€hrboden fĂŒr Bakterien. Durch den Kontakt zu diesen mit Bakterien besetzten BelĂ€gen entzĂŒndet sich das Zahnfleisch in Form einer Gingivitis (bakterielle ZahnfleischentzĂŒndung). FĂŒr ihr Tier ist so eine EntzĂŒndung unangenehm und auch mit Schmerzen verbunden. Das Zahnfleisch ist gerötet und geschwollen, es kommt zu Zahnfleischblutungen.

Zahnstein kann beim Hund zu Parodontose und Parodontitis fĂŒhren

Die Folge einer ZahnfleischentzĂŒndung ist hĂ€ufig Parodontose. Bei dieser Erkrankung bildet sich das Zahnfleisch soweit zurĂŒck, dass die ZahnhĂ€lse freiliegen oder sogar der Zahnhalte-Apparat angegriffen bzw. zerstört wird (Parodontitis). Wird eine Parodontose nicht erkannt, kann sie soweit fortschreiten, dass die Zahnwurzel freigelegt wird oder sogar der Kieferknochen infiziert wird. Die offen liegenden ZĂ€hne sind dann zumeist nicht mehr zu retten und mĂŒssen entfernt werden.

Eine Infektion des Kieferknochens kann besonders fĂŒr Ă€ltere Tiere sehr gefĂ€hrlich werden

Die Infektion des Kieferknochens kann aber auch noch viel weitreichendere Folgen haben und unter UmstĂ€nden auch auf Niere, Leber, das Herz oder andere lebenswichtige Organe ĂŒbergreifen. Vor allem Tiere im fortgeschrittenen Alter sind gefĂ€hrdet.

WĂ€hrend also Zahnsteinbefall fĂŒr Ihr Tier nicht unbedingt ein großes Problem darstellt, können mögliche Folgeerkrankungen betrĂ€chtliche SchĂ€den im Gebiss anrichten. Im schlimmsten Fall ĂŒbertragen sich dort entstandene EntzĂŒndungen sogar auf den Gesamtorganismus. Es empfiehlt sich, frĂŒh zu handeln und regelmĂ€ĂŸige Kontrollen durchzufĂŒhren.

Wir raten Ihnen jedoch sehr davon ab, den Zahnstein beim Hund selbst zu entfernen. Ziehen Sie bei akutem Verdacht immer Ihren Tierarzt zu Rate und lassen Sie den Zahnstein entfernen, sobald er erkannt wird. Schwerere Erkrankungen können so verhindert werden. .

Zahnstein beim Hund selbst entfernen? Vorbeugung durch Zahnpflege!

Die wirksamste Methode gegen Zahnstein ist und bleibt eine aktive Zahnkontrolle und -pflege bei Ihrem Tier. Diese Kontrolle können und sollten Sie regelmĂ€ĂŸig selbst vornehmen. Sobald ein Verdacht vorliegt, können Sie dann kurzfristig bei Ihrem Tierarzt vorstellig werden. MissstĂ€nde können so frĂŒh erkannt und, in Kombination mit einer regelmĂ€ĂŸigen Zahnreinigung, der Bildung von Zahnstein beim Hund aktiv vorgebeugt werden.

Am besten gewöhnen Sie den Hund schon im Welpenalter an die Zahnreinigung

Es empfiehlt sich, ihr Tier bereits frĂŒh, am besten schon im Welpenalter, an die Prozedur einer Zahnreinigung zu gewöhnen. So wird es fĂŒr beide Seiten zur NormalitĂ€t und ihr Hund wird fĂŒr BerĂŒhrungen in diesem empfindlichen Bereich sensibilisiert.

Bei akutem Zahnsteinbefall sollten Sie den Zahnstein nicht selbst entfernen

Sollte allerdings tatsĂ€chlich ein akuter Zahnsteinbefall bei Ihrem Hund vorliegen, sollten Sie diesen nicht selbst entfernen. Mit Hilfe eines sogenannten Zahnsteinkratzers lĂ€sst sich Zahnstein zwar durch Schaben und Kratzen entfernen. Allerdings besteht dabei das Risiko, mehr Schaden anzurichten als zu beseitigen. Denn um die steinartigen festen BelĂ€ge zu entfernen, bedarf es auch eines entsprechenden Kraftaufwandes. Dabei verletzen Sie unter UmstĂ€nden sensible Stellen wie Mundschleimhaut, Zahnschmelz oder auch Zahnfleisch in der Maulhöhle Ihres Hundes. Das Abkratzen kann zudem zu mikroskopisch kleinen Rissen im Zahn fĂŒhren. Diese Risse rauen die OberflĂ€che des Zahnes insgesamt auf und steigern letztlich nur die Wahrscheinlichkeit fĂŒr den erneuten Befall von Zahnstein. Wenn Sie Zahnstein beim Hund selbst entfernen wollen, sollten Sie sich dieser Risiken bewusst sein.

Professionelle Behandlung durch den Tierarzt

Fest ausgehĂ€rteter Zahnstein kann, hat er sich einmal gebildet, nicht mehr durch einfaches ZĂ€hneputzen entfernt werden. Unsere Empfehlung ist die DurchfĂŒhrung einer professionellen Zahnreinigung. Nur so können die steinartigen Ablagerungen nachhaltig von den ZĂ€hnen entfernt und das Risiko eines erneuten Befalls eingeschrĂ€nkt werden.

Eine professionelle Zahnreinigung zur Entfernung von Zahnstein wird, wie auch beim Menschen, mittels Ultraschall vorgenommen. DafĂŒr wird Ihr Hund in eine (leichte) Vollnarkose versetzt. Bei vollem Bewusstsein wĂ€re eine Behandlung in der sensiblen Maulhöhle zu unangenehm. Außerdem muss sichergestellt werden, dass das Tier so ruhig wie möglich gelagert ist. Im Nachgang werden die ZĂ€hne noch poliert. Dadurch bekommen Sie eine glatte OberflĂ€che und bieten so weniger Auflage- bzw. AngriffsflĂ€che fĂŒr Essensreste und Bakterien. Das Risiko fĂŒr einen erneuten Zahnsteinbefall ist erheblich geringer.

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